Opec plus verlängert Förderkürzungen

Damit reagiert die Öl-Allianz auf das steigende Angebot aus Nichtmitgliedstaaten. Zudem haben die Vereinigten Arabischen Emirate einen Verhandlungserfolg erzielt.

Die Opec plus hat beschlossen, ihre gemeinsamen Kürzungsmaßnahmen bis zum Ende des Jahres 2025 zu verlängern. Diese Entscheidung wurde in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, die nach dem Treffen des Ölkartells am Sonntag veröffentlicht wurde. Momentan führt die Opec plus insgesamt eine Reduzierung der Ölförderung um etwa 5,86 Millionen Barrel pro Tag durch. Die Struktur dieser Kürzungen ist jedoch äußerst komplex geworden: Einerseits haben Ende November acht Länder, Saudi-Arabien, Algerien, Kasachstan, Kuwait, Oman, Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Russland, freiwillig beschlossen, ihre Ölproduktion zu drosseln. Diese Reduzierungen belaufen sich derzeit auf etwa 2,2 Millionen Barrel pro Tag und sind bis Ende Juni gültig. Laut der staatlichen Saudi Press Agency sollen diese einseitigen Kürzungen nun bis ins dritte Quartal verlängert werden. Danach ist geplant, die Kürzungen bis Ende 2025 schrittweise zurückzunehmen. Es wurde jedoch betont, dass diese monatliche schrittweise Erhöhung der Produktion je nach Marktentwicklung jederzeit wieder gestoppt oder sogar umgekehrt werden kann. Zusätzlich gibt es weitere Kürzungen. Bereits im April 2023 haben neun Mitglieder der Opec plus freiwillige Kürzungen von 1,66 Millionen Barrel pro Tag bis Ende 2024 angekündigt. Eine weitere, 2022 beschlossene kollektive Förderkürzung der Opec plus umfasst zwei Millionen Barrel pro Tag, ebenfalls bis Ende des Jahres. Diese beiden Maßnahmen sollen nun bis Ende 2025 fortgesetzt werden. UBS-Ölanalyst Giovanni Staunovo bezeichnet dies als eine positive Überraschung für den Ölpreis: „Man hatte erwartet, dass dies zu einem späteren Zeitpunkt entschieden wird “. Zwar rechnet er nicht mit einer allzu großen Reaktion des Ölpreises, doch die Unsicherheit für das kommende Jahr sei nun verringert worden. Das Ölkartell agiert damit vorausschauend: Die Ölproduktion von Ländern, die nicht im Einklang mit der Opec plus ihre Förderung reduzieren, wächst deutlich. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) soll das Nicht-Opec-plus-Angebot 2024 um 1,4 Millionen Barrel pro Tag zunehmen. Auch für 2025 erwartet die IEA dieses Angebotswachstum. Vor allem die USA, Kanada, Brasilien und Norwegen steigern ihre Ölproduktion. Zudem wächst das Angebot auch aus dem südamerikanischen Staat Guyana. Seit 2015 wurde dort so viel Öl gefunden wie in keinem anderen Land. Brasilien ist zwar seit Januar Mitglied der Opec plus, beteiligt sich jedoch nicht an den Förderkürzungen. Laut UBS-Analyst Giovanni Staunovo könnte eine ähnliche Situation perspektivisch auch für Guyana denkbar sein. Die Öl-Allianz ist auf einen möglichst hohen Marktanteil angewiesen, um die Ölpreise weiterhin beeinflussen zu können. Derzeit entfallen auf die zwölf Mitgliedstaaten der Opec etwa 28 Prozent der weltweiten Ölproduktion. Dieser Anteil lag laut Opec-Report vor zehn Jahren noch bei 33 Prozent. Der Marktanteil des erweiterten Ölkartells Opec plus beträgt aktuell rund 44 Prozent. US-Konzerne als Profiteure Sollte die Produktion außerhalb der Opec plus weiter steigen, während das Ölkartell sein Angebot weiter zurückfährt, könnte dessen Marktmacht weiter schrumpfen. Profitieren könnten dann beispielsweise die US-Ölkonzerne, die keinen staatlichen Mengenvorgaben unterliegen. Wenn diese ihre Produktion weiter erhöhen, könnten die Förderkürzungen der Opec plus ihre volle Wirkung nicht entfalten. Besonders für Saudi-Arabien wäre das ein unerwünschtes Szenario. Das Königreich benötigt laut Berechnungen des Internationalen Währungsfonds einen Ölpreis von rund 96 US-Dollar pro Barrel, um seinen Staatshaushalt zu finanzieren. Am vergangenen Freitag betrug der Preis pro Barrel der Benchmark-Sorte Brent 81,63 US-Dollar, also deutlich unter diesem Niveau. Produktionssteigerung ab 2025 Zu den Interessen einiger Opec plus-Mitglieder gehören nicht nur stabile Ölpreise, sondern auch die Steigerung der eigenen Produktion. Investitionen in neue Produktionskapazitäten haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) in den letzten Jahren erheblich getätigt. Trotzdem waren sie aufgrund ihrer festen Verpflichtungen gegenüber der Opec nicht in der Lage, diese Kapazitäten zu nutzen. Ein Zusammenschluss von zwölf Förderländern ist die Opec. Zusätzlich arbeitet sie mit weiteren Staaten wie Russland zusammen, bekannt als „Opec plus". Das Kartell strebt hohe Öleinnahmen an und versucht dies durch Mengensteuerung zu erreichen. Jedes Mitglied erhält eine spezifische Förderquote, also einen Anteil an der Gesamtfördermenge, die das Kartell festlegt. Basierend auf den Förderkapazitäten der jeweiligen Staaten, d.h. der Menge Öl, die sie ohne Kürzungen produzieren könnten, werden diese Quoten festgelegt. Kürzlich gab der staatliche Energiekonzern der VAE, Adnoc, bekannt, dass er täglich 4,85 Millionen Barrel Öl fördern könne. Das ist fast ein Drittel mehr als die von der Opec berechnete Kapazität. Ein Zugeständnis hat die Öl-Allianz den VAE nun gemacht. Ab 2025 wird ihnen ein Produktionsniveau zugewiesen, das um 300.000 Barrel pro Tag höher liegt als bisher. Deutlich kürzer als frühere Treffen verlief das Opec-Treffen, an dem einige Mitglieder persönlich in Riad teilnahmen und andere virtuell zugeschaltet waren. Die Entscheidung, die kollektiven Kürzungen bis 2025 zu verlängern, zeichnete sich bereits in den Tagen zuvor ab. Ölpreis im Abwärtstrend Bis Anfang April trieben geopolitische Risiken den Ölpreis auf über 90 US-Dollar pro Barrel. Jedoch hat sich der Markt mittlerweile an die Spannungen im Nahen Osten gewöhnt. Stattdessen stehen nun schwache Nachfragedaten im Fokus. Im April haben chinesische Raffinerien weniger Rohöl verarbeitet als im Vormonat oder im Vergleich zum Vorjahr. Als weltweit größter Öl-Importeur übt China mit seiner nach wie vor schwachen Wirtschaft Druck auf den Ölpreis aus. Die Terminkontraktmärkte für Brent-Öl bleiben in einer sogenannten „Backwardation“-Phase. Das bedeutet, dass kurzfristige Futures höher bewertet werden als langfristige, da die Marktteilnehmer bereit sind, für das knappe Öl kurzfristig höhere Preise zu zahlen. Trotzdem sind die Preisunterschiede zwischen kurzfristigen und langfristigen Futures gesunken, was darauf hindeutet, dass sich der Ölmarkt zuletzt entspannt hat. Analysten erwarten jedoch in der zweiten Jahreshälfte eine erneute Verschärfung des Ölmarktes, auch aufgrund der Förderkürzungen. Ehsan Khoman, Leiter der Rohstoffmarkt-Analyse bei der Bank MUFG, prognostiziert einen durchschnittlichen Brent-Preis von 88 US-Dollar pro Barrel im dritten Quartal und 93 US-Dollar pro Barrel im vierten Quartal. Staunovo geht davon aus, dass der Preis in den nächsten Monaten auf 91 US-Dollar pro Barrel steigen wird. Auch Barbara Lambrecht, Analystin bei der Commerzbank, erwartet eine deutliche Preiserhöhung für Öl in den kommenden Wochen.

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