Private-Equity-Branche unter Druck

Gegenwärtig tagt die Super-Return-Konferenz in Berlin, bei der die Topmanager der milliardenschweren Private-Equity-Fonds zusammenkommen.

Allerdings sorgen die gegenwärtigen Marktkonditionen dafür, dass Finanzierungen der Beteiligungsgesellschaften teurer geworden sind. „Die Finanzinvestoren stehen von vielen Seiten unter Druck, das ist eine neue Situation für viele Beteiligungsmanager“, erklärt Christian Kames, Managing Director bei der Investmentbank Lazard. Lange Zeit erhielten die Manager durch die niedrigen Zinsen günstige Kredite. Die Leitzinserhöhung als Folge der hohen Inflation hat jedoch dafür gesorgt, dass Übernahmefinanzierungen teurer und seltener geworden sind. „Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen sehen wir, dass Firmen, die zum Verkauf gestellt werden, nicht selten wieder vom Markt genommen werden, meist weil die Marktsondierung keine zufriedenstellenden Ergebnisse erbracht hat oder man sich entschließt, durch weitere Maßnahmen, nicht zuletzt in Form von Zukäufen, den Wert der Firma vor einem Verkauf noch weiter zu steigern“, sagt Thomas Neubaum von der Kanzlei Allen & Overy. „Bei Deals bis zu einer Milliarde Euro sieht man einen stetigen Fluss an Transaktionen, über dieser Marke wird es schwieriger. Aktuell dürften in Deutschland nicht mehr als zehn Deals im Milliardenbereich in der Pipeline sein, das ist deutlich weniger als früher“, ergänzt Lazard-Banker Kames. Was bedeutet Private Equity?  Private Equity (auf deutsch außerbörsliches Eigenkapital oder privates Beteiligungskapital) ist eine Form des Beteiligungskapitals, bei der außerbörslichen Unternehmen mit Finanzierungsbedarf Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Finanzierungsmittel zur Verfügung gestellt werden. Professionelle Kapitalanleger:innen investieren meist in kleine und mittelgroße Unternehmen, mit dem Ziel, eine adäquate Rendite zu erzielen. Zudem ist es nicht unüblich, dass Private-Equity-Gesellschaften über den Investitionszeitraum hinweg Beratungsleistungen tätigen. Häufig stehen Unternehmen mit gutem Wachstumspotenzial im Fokus. Durch die Bereitstellung von Kapital kann das Wachstum des Konzern indirekt gefördert werden, ähnlich wie beim Kauf von Wertpapieren eines börsennotierten Unternehmens. Ähnlich wie beim Aktienhandel erhält die Beteiligungsgesellschaft Rechte und Pflichten. Allerdings wird die Private-Equity-Gesellschaft häufig auch Partner und Mitgesellschafter, wodurch sie nicht nur ein Mitspracherecht, sondern vielmehr auch Mitsprachepflichten erhält. Diese Anlageklasse ist jedoch temporär begrenzt, das heißt, dass sie Mitgesellschafter auf Zeit sind. Schon zu Beteiligungsbeginn wird das Ziel verfolgt, die Unternehmensanteile zu einem späteren Zeitpunkt, im besten Falle mit Gewinn, zu veräußern. Private Equity stellt durchaus eine Alternative zu herkömmlichen und traditionellen Finanzierungsformen dar und kann in verschiedenen Unternehmensphasen eingesetzt werden. Von Venture-Capital-Investitionen bei jungen, meist technologieorientierten Unternehmen über Wachstumsfinanzierungen bis hin zu Nachfolgelösungen bei Mittelständlern. Auch die Ausgliederung von Unternehmensteilen von Großkonzernen (so genannte Buy-outs oder Spin-offs) sind Teil des Geschäftsmodells von Private-Equity-Gesellschaften. Chancen und Risiken:  Grundsätzlich beinhalten Private-Equity-Investitionen ein gewisses Maß an Risiko. Nicht-börsennotierte Unternehmen können volatiler sein als jene, die öffentlich gehandelt werden. Dies lässt sich damit erklären, dass börsennotierte Unternehmen mehr an gesetzlich vorgeschriebene Offenlegungspflichten gebunden sind. Potenzielle Investor:innen erhalten mehr Informationen über die finanzielle Leistung, das Management oder auch die strategische Ausrichtung. Nicht börsennotierte Unternehmen besitzen meist eine geringere Liquidität und weniger Pflichten, da deren Anteile nicht öffentlich gehandelt werden. Zudem lässt sich durch die begrenzte Transparenz der “wahre” Wert eines Unternehmens nur schwer beurteilen. Außerdem muss unterschieden werden, ob es sich bei der Private-Equity-Investition um eine Kapitalbeteiligung in ein Unternehmen, in mehrere Unternehmen oder eine gesamte Branche handelt. Risikoaffine Private-Equity-Gesellschaften investieren in ein einzelnes Unternehmen, wodurch das Risiko enorm steigt. Gleichzeitig gibt es auch Private-Equity-Fonds, die ihr Kapital auf mehrere Unternehmen oder Sektoren streuen, ähnlich wie bei einem Fonds oder ETF. Investiert eine Gesellschaft in ein einzelnes Zielunternehmen, spricht man von “Target”. Wird jedoch das zur Verfügung stehende Geld in verschiedene Unternehmen einer Branche investiert, nennt man dies “Spezialisierung”. “Diversifizierung” hingegen bedeutet, dass eine Private-Equity-Gesellschaft Investitionen in Unternehmen verschiedener Branchen tätigt. Wie funktioniert ein Private-Equity-Fonds?  PE Fonds: Grundsätzlich wird bei Private-Equity-Fonds zwischen normalen PE Fonds und Dachfonds unterschieden. Der PE Fonds wird gelegentlich auch Zielfonds genannt, da er eine unmittelbare Beteiligung an einem Target, einem Zielobjekt, beinhaltet. Demgegenüber stehen Dachfonds. Wie der Name schon gewissermaßen vermuten lässt, befinden sie sich über den einzelnen Zielfonds und bieten eine zusätzliche Portfolio-Diversifikation. Investor:innen erhalten dadurch die Möglichkeit, sich an vielen einzelnen Zielfonds zu beteiligen. Anlage-, Ausschüttungs- und Liquidationsperiode: Eine außerbörsliche Eigenkapitalinvestition umfasst in der Regel drei Phasen, die Anlage-, die Ausschüttungs- und die Liquidationsperiode. In der ersten Phase einer Private Equity Beteiligung, der Anlageperiode , geht es darum, das von den Investoren zur Verfügung gestellte Kapital für den Einkauf von Unternehmensbeteiligungen einzusetzen. In der Ausschüttungsperiode versucht das Private Equity Management, die im Portfolio befindlichen Unternehmen durch verschiedene Strategien besser auf dem Markt zu positionieren, also ihren Gewinn und Wert zu steigern. Dies gelingt durch die Mitspracherechte. Hier verhält es sich ebenfalls wie an den Börsen: Die Gewinne werden entweder als Rendite ausgeschüttet oder thesauriert für weitere Investitionen genutzt. In der letzten Phase, der Liquidationsperiode , geht es um den Weiterverkauf der Unternehmen, der Fonds wird wieder aufgelöst (=liquidiert) und der beim Verkauf erzielte Erlös wird den Anleger:innen anteilig nach der Höhe der Beteiligung ausgezahlt.

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