Sind die Nachhaltigkeitsindizes plötzlich nicht mehr so wichtig?

Umweltbewusste und nachhaltige Lebensstile haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, sie sind sogar zu einem Lifestyle geworden.

Auch an den Börsen konnte man den Trend zur nachhaltigen Anlage deutlich erkennen. Doch nun hat die Landschaft der Geldanlagen in Deutschland einen bemerkenswerten Wandel erfahren, wobei das Thema “Nachhaltigkeit” eine zunehmend komplexe Rolle spielt. Eine aktuelle repräsentative Studie des Vergleichsportals “Verivox”, für die das Institut “Innofact” im Juli 1.016 Menschen befragte, offenbart interessante Entwicklungen: Jeder fünfte Deutsche investiert mittlerweile in nachhaltige Finanzprodukte, während gut zwei Drittel zumindest ein grundsätzliches Interesse daran bekunden. Allerdings zeigt sich im Vergleich zu 2022 ein leichter Rückgang des Interesses - von 79 Prozent auf nun 69 Prozent. Auch der Anteil derer, die tatsächlich in Produkte investieren, die ökologischen, sozialen und ethischen Mindeststandards genügen, sank von 24 Prozent auf knapp 21 Prozent. Oliver Maier, Geschäftsführer der “Verivox Finanzvergleich GmbH”, sieht einen Zusammenhang zwischen diesem Trend und der aktuellen Nachrichtenlage. Er betont jedoch, dass nachhaltige Finanzprodukte längst keine Nische mehr darstellen: „Vor zwei Jahren war die gesellschaftliche Debatte noch stärker als heute von Themen geprägt, die von vielen Menschen mit Nachhaltigkeit verbunden werden.“ Die Entwicklung spiegelt einen breiteren Trend in der Finanzwelt wider: Ursprünglich ein Thema für Großanleger, rücken Kriterien wie Umweltschutz und soziale Verantwortung zunehmend ins Bewusstsein von Privatanlegern. Dabei variieren die Ansätze: Während einige Fonds Unternehmen aus Branchen wie Kohle, Öl, Tabak, Waffen oder Alkohol komplett ausschließen, setzen andere auf die “Klassenbesten” einer Branche, etwa den umweltfreundlichsten Chemiekonzern oder Autobauer. Zusätzlichen Antrieb erhält diese Entwicklung durch Initiativen der EU zur Förderung nachhaltiger Anlagen. Bemerkenswert ist die Bereitschaft vieler Anleger, für Nachhaltigkeit auch finanzielle Zugeständnisse zu machen: 65 Prozent der an nachhaltiger Geldanlage Interessierten wären bereit oder eher bereit, eine geringere Rendite zu akzeptieren, wenn sie sicher sein können, dass ihr Geld ausschließlich in Projekte und Unternehmen fließt, die wichtige Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Für 28 Prozent kommen solche Rendite-Abstriche jedoch nicht in Frage. Die Prioritäten bei nachhaltigen Geldanlagen variieren stark: Am häufigsten wird der Verzicht auf ausbeuterische und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen genannt (40 Prozent), gefolgt vom Verzicht auf Tierversuche (33 Prozent), dem schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen (32 Prozent) und Investitionen in erneuerbare Energien (30 Prozent). Einige Anleger legen auch Wert darauf, bestimmte Branchen wie Rüstung und Waffen (22 Prozent) auszuschließen. Oliver Maier weist darauf hin, dass die Vorstellungen über nachhaltige Geldanlagen weit auseinandergehen und es keine einheitlichen Standards gibt. Er empfiehlt Anlegern, sich an Siegeln zu orientieren und genau zu prüfen, ob ein Anlageprodukt den eigenen Ansprüchen gerecht wird. Insgesamt zeigt sich, dass nachhaltige Geldanlagen trotz leicht rückläufiger Tendenz ein fester Bestandteil der Finanzlandschaft geworden sind und die Anleger zunehmend differenzierte Ansätze und Prioritäten in diesem Bereich entwickeln.

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